Silvesterkonzert in der Christuskirche

Silvesterkonzert 2024 in der Christuskirche
Bildrechte Christuskirche

Spritzig wie der Sekt, mit dem man um Mitternacht anstößt, und funkelnd wie das Feuerwerk war das große Silvesterkonzert in der Christuskirche. Dekanatskantor KMD Gerd Hennecke und Schlagwerker Philipp Senft verabschiedeten des alte Jahr mit Pauken und Trompeten(registern).

Das Wasser des Rosenbachs fließt letztlich in die Donau. Diese Überlegung leitete Dekanatskantor KMD Gerd Hennecke bei der Gestaltung des Silvesterkonzerts in der Christuskirche. Es begann also mit der wohl bekanntesten Melodie von Johann Sebastian Bach, dem „Air“, allerdings in einer eigenwilligen und sehr kreativen Bearbeitung. Am Anfang kurbelte nämlich Senft solistisch an einer kleinen Spieluhr, deren zarte Töne kaum die große Kirche füllten. Dann übernahmen aber die große Schmid-Weigle-Orgel und Pauken, und die ruhige, nachdenkliche Weise lud dazu ein, über das zu Ende gehende Jahr nachzudenken. Eine jazzige Improvisation über Bachs „Kaffeewasserfuge“ deutete an, dass der Abend lang werden würde.
Wie viele klangliche Möglichkeiten bietet eine einzige Trommel? Wenn ein Könner wie Senft sie schlägt, unendlich viele. Das konnte man bei seinem Solostück „Stamina“ von Mitch Markovich erleben. Es war verblüffend vielfältig und unglaublich rasant. Trotzdem konnte er das Tempo und die Dynamik immer weiter steigern. Dabei blieb sein Spiel stets absolut präzise. Phantastisch!

Beethoven und Brahms waren zwar keine Wiener, haben aber beide lange in der Stadt an der Donau gewirkt. Brahms’ „Ungarische Tänze Nr. 1 und 5“ erklangen in stürmische Leidenschaft, dann wieder als koketter Neckerei, Flirt und schnippische Abweisung. Immer wieder vermeinte man, die bunten Röcke der feurigen Ungarinnen wirbeln zu sehen. Zu diesem bildlichen Eindruck trug die spektakuläre Beleuchtung bei. Der hohe weiße Orgelprospekt wurde passend zur Musik bunt angestrahlt und holte das Feuerwerk, das draußen den Nachthimmel erhellte, auch in die Kirche. Kühles Blau, sonniges Gelb, geheimnisvolles Violett und dramatisches Rot untermalten wirkungsvoll die Musik. So war das Konzert nicht nur ein Genuss für die Ohren, sondern auch für die Augen. Nicht nur die Kinder im Publikum bestaunten die Farbspiele.
Kirchenbänke sind kein Ballsaal. Das bedauerten wahrscheinlich die meisten Konzertbesucher. Denn obwohl Hennecke sie einlud, zu „An der schönen blauen Donau“ von Walzerkönig Johann Strauss zu tanzen, blieben sie sitzen. Sie konnten sich nicht schwungvoll drehen, wiegten sich aber im Takt und ließen sich vom unwiderstehlichen Rhythmus mitreißen.

Mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) begrüßten Hennecke und Senft das neue Jahr, genauso wie es die berühmten Neujahrskonzerte in Wien tun. Obwohl die Besucher begeistert applaudierten, gab es keine Zugabe. Das Publikum akzeptierte das, denn alle Leute in der Christuskirche, Zuhörer und Musiker, wollten jetzt nach Hause zu ihrem Sekt, Fondue und Raketen.

Corinna Groth